BIBLIOTHEKSGESPRÄCH
360° KIRCHNERS
LEBENSSTATIONEN IN DAVOS
08. Juli 2023
Parallel zur Ausstellung »Ernst Ludwig Kirchner: Stationen seines Lebens. Wege seiner Kunst« öffnet die KirchnerHaus Bibliothek in der Museumsnacht zwischen 17:00 und 20:00 Uhr. Die Bibliothek im Geburtshaus des bedeutenden Künstlers birgt nicht nur Literatur zu Ernst Ludwig Kirchner und zu weiteren Kunstschaffenden seiner Zeit, sondern bietet darüber hinaus auch Einblicke in das Leben des Künstlers. Werner Henke, Kuratoriumsmitglied des Kirchnerhaus Museums Aschaffenburg, präsentiert im Rahmen der Museumsnacht Panoramaaufnahmen der vom Künstler bewohnten Häuser in der Schweiz sowie 360° Innenansichten von Kirchners Davoser Wohnhaus »In den Lärchen« mit den vom Künstler selbst gefertigten Möbeln, Skulpturen und Gemälden. Die Aufnahmen zeigen Kirchners persönlichstes Lebensumfeld und lassen die besondere Verbindung von Kunst und Leben erkennen.
KirchnerHaus Bibliothek, 1. OG
Eintritt: mit Museumsnachtticket
KirchnersHÄUSER
in Davos 360°
17.06. – 02.08.2020 und
01.09. – 27.09.2020
Anlässlich des 140. Geburtstags von Ernst Ludwig Kirchner lässt das Museum im Geburtshaus des Künstlers wesentliche Lebensorte und das Werk des bedeutenden Expressionisten vor zeitgeschichtlichem Hintergrund lebendig werden. Parallel zur Dokumentation des Künstlerlebens in Hör-, Seh- und Taststationen werden in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Aschaffenburg die von Kirchner bewohnten Häuser in Davos in Panoramaaufnahmen vorgestellt. Darüber hinaus kommen zur Erweiterung der Realitätswahrnehmung computergestützte Methoden (z.B. virtuelle Realität mit spezieller Brille) zum Einsatz. Vor allem die 360 Grad-Innenaufnahmen des Davoser Hauses „In den Lärchen” mit seinen vom Künstler selbst gearbeiteten Möbeln, Skulpturen und Gemälden zeigen ganz unmittelbar Kirchners persönlichstes Lebensumfeld und lassen die besondere Verbindung von Kunst und Leben erkennen.
KirchnersHÄUSER
LebensSTATION
Stafelalp
Die Kriegs-Traumatisierung Kirchners führte zu einem desolaten Gesundheitszustand, wiederholten Sanatoriumsaufenthalten und der anschließenden Übersiedlung nach Davos. Bevor er mit Erna Schilling im Haus in den Lärchen lebte, bezog er im Sommer 1917 die Ruesch-Hütte auf der Stafelalp. Obwohl er noch unter Nervenlähmungen litt, versuchte er wieder zu arbeiten. Es entstanden unter anderem das Gemälde „Stafelalp im Nebel”. Auf der Stafelalp erhielt er auch Besuch von Nele van de Velde (Tochter Henry van de Veldes), die hierzu einen Holzschnitt-Zyklus schuf, welcher in dieser Ausstellung zu sehen ist. Ebenso die Kirchner-Zeichnung: „Blick auf Frauenkirch“.
E.L. Kirchner, Stafelalp, Foto um 1919, © Kirchner Museum Davos
E.L. Kirchner, Stafelalp im Nebel Öl auf Leinwand, 1918 © Museen der Stadt Aschaffenburg
TEXTE: Dr. Dr. Bernd Wengler; KirchnerHaus Aschaffenburg e.V.
LebensSTATION
Haus in den Lärchen
Seit 1921 war Kirchner nicht mehr morphiumabhängig. Mit Kreativität schnitzte er Wohnungseinrichtungen, wie z.B. Ernas Bett, aber auch Skulpturen wie Adam und Eva, die Türwächter vor dem Haus. In Zusammenarbeit mit Lise Gujer entstanden Webteppiche, die seine Tendenz zur Abstraktion und Vereinfachung förderten. Die Farbpalette wurde heller, die Bilder flächiger. Er malte wieder Akte, z.B. von der Tänzerin Nina Hard, die er einlud, während Erna in Deutschland weilte. Nele van de Velde, Gustav Schiefler, der frühe Förderer seiner Kunst, und andere waren seine Gäste. Ab 1919 betrat Kirchner unter dem Pseudonym Louis de Marsalle, der einen emphatischen Artikel über seine Kunst verfasste, die Bühne des Kunstjournalismus.
E.L. Kirchner ,Haus in den Lärchen, Foto um 1918/23, © Kirchner Museum Davos
E.L. Kirchner, Blick auf Frauenkirch (Ausschnitt) Farbkreidezeichnung, 1920/21, © Museen der Stadt Aschaffenburg
LebensSTATION
Wildbodenhaus
1923 zog Kirchner mit Erna in das Wildbodenhaus. Er wurde weltzugewandter, fuhr in die Cafés von Davos, veröffentlichte Aufsätze, nahm an Ausstellungen teil und korrespondierte mit Kollegen. Junge Künstler scharten sich um ihn und gründeten die Gruppe Rot-Blau. Persönlichkeiten der Kunstszene besuchten ihn, u.a. Alfred Döblin, Fritz Winter, Oskar Schlemmer und Gret Palucca. 1931 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Er war etabliert und glaubte wohl ab 1925, dem Trend der Zeit folgend, abstrakter, konstruierter und theoretisch begründet Kunst zu schaffen; eine Entwicklung, die bis etwa 1934 andauerte. Eine große Ausstellung in der Kunsthalle Bern 1933 war erfolgreich, wurde aber bereits überschattet von der Machtergreifung Hitlers.
E.L. Kirchner, Wildbodenhaus, Foto,1924, © Kirchner Museum Davos
E.L. Kirchner, Wildbodenhaus, Aquarell, 1924/25, © E.W.K. Bern/Davos
360°
VIRTUAL
REALITY
Mit einer VR-Brille können die Häuser in Davos virtuell besucht werden. Das beeindruckende Alpenpanorama und die Architektur der historischen Gebäude werden in Außenaufnahmen gezeigt. Die Innenaufnahmen im „Haus in den Lärchen“ zeigen zahlreiche Werke Ernst Ludwig Kirchners am Ort ihrer Entstehung – der künstlerische Gestaltungswille wird im persönlichen Lebensraum des Künstlers greifbar.
PANORAMAFOTOGRAFIE: Werner Henke
EIN VIRTUELLER BESUCH BEI KIRCHNER:
Die Wohnhäuser Kirchners wurden von Dr. h.c. Eberhard W. Kornfeld erhalten und mit Originalmöbeln des Künstlers wieder ausgestattet. Anlässlich eines Arbeitsaufenthalts von Werner Henke und Prof. Dr. Jens Elsebach (Technische Hochschule Aschaffenburg) entstanden Aufnahmen der Räume. Der Ausstellungsbesucher kann nun in 360°- Panoramen und Virtual Reality die Wohnhäuser Kirchners erleben.
AUGMENTED REALITY: TH Aschaffenburg
AUGMENTED
REALITY
Die einzigartige topographische Lage der Davoser LebensSTATIONEN Ernst Ludwig Kirchners wird mit einer Augmented Reality Anwendung gezeigt. Das Haus in den Lärchen als Teil einer typischen walserischen Streusiedlung liegt am steilen Berghang, während das Wildbodenhaus auf einem Moränenplateau am westlichen Ende des Sertigtals gebaut wurde.