Brigitte Schad – Ein Leben für die Kunst

Mit 82 Jahren in „Rente“: Die Kunsthistorikerin Brigitte Schad hat mit dem KirchnerHAUS in Aschaffenburg ein Museum geschaffen, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Jetzt ist ihre letzte kuratierte Schau dort zu sehen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am 03.12.2024 um 17:30 Uhr.
von Katrin Küx

Sie hat die Kulturlandschaft Aschaffenburgs nachdrücklich geprägt und dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt ein Denkmal erbaut – besser noch: Ein Museum. Die Kunsthistorikerin Brigitte Schad hat im Geburtshaus Ernst Ludwig Kirchners, der zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Expressionismus zählt, ein mittlerweile bundesweit beachtetes Museum auf die Beine gestellt.

Nun geht die heute 82-Jährige in „Rente“. Noch bis zum 19. Januar 2025 ist die letzte von ihr kuratierte Schau „Das Tier in der Kunst des Expressionismus“ im -Museum am Aschaffenburger Hauptbahnhof zu sehen.

Erbe verpflichtet: „Wir sind Kirchner!“

Bereits mit ihrem Engagement für die städtische Kunsthalle Jesuitenkirche hat Brigitte Schad die Kulturszene Aschaffenburgs mitgeformt. Später, im Ruhestand, macht sie sich stark für eine entsprechende Würdigung des Jahrhundertkünstlers Ernst Ludwig Kirchner in seiner Heimatstadt Aschaffenburg. Denn hier ist Kirchner am 6. Mai 1880 geboren. Sein Lebenswerk umfasst rund 30.000 Gemälde, Zeichnungen, Skizzen und Plastiken. Berühmt sind seine nackten Badenden auf Fehmarn, aber auch die Straßenszenen in Berlin und die farbenfrohen expressiven Bilder der Schweizer Alpen.

„Wir sind stolz, dass wir mit dem Alleinstellungsmerkmal Geburtshaus sagen können: Es ist unser Kirchner. Wir sind Kirchner!“, lächelt Schad gegenüber BR24. Doch als Kirchners Geburtshaus am Hauptbahnhof zum Verkauf steht, lehnt der Stadtrat ab. Für die heute 82-Jährige eine Fehlentscheidung. Sie gründet die KirchnerHAUS-Initiative.

Bürgerschaftliches Engagement

2011 schließen sich Brigitte Schad und weitere Mitstreiter zu einem gemeinnützigen Verein zusammen. Weltweit werden Kirchner-Werke für mehrere hunderttausend Euro versteigert. Doch in seiner Geburtsstadt ist er kaum bekannt. „Die größten Hürden in den ersten Jahren waren tatsächlich die Bürger Aschaffenburgs. Es gab sehr viele Widerstände, die wir hier überwinden mussten. Es hat Jahre gedauert, bis wir die abbauen konnten und es sozusagen kippte“, erzählt Schad.

2013 eröffnet der Verein im Obergeschoss des KirchnerHAUSes das Kirchnerzimmer: ein Dokumentationsraum zur Kindheit des Künstlers. Zu sehen sind unter anderem Zeichnungen von Zügen und Lokomotiven des kleinen drei Jahre alten Kirchners.

Ehrenamtlich ein Museum betreiben

Der Verein ist voller Begeisterung für die Idee aber ohne Geld. Dennoch greift er ein Jahr später zu, als 2014 das Erdgeschoss des Hauses frei wird. Zwei Jahre lang zahlen die Vorstandsmitglieder die Miete aus eigener Tasche. „Hier ein Museum einzurichten – in Kirchners Geburtshaus – war immer ein Traum gewesen aber keiner von uns hatte daran geglaubt, dass der in Erfüllung gehen könnte!“, erinnert sich Brigitte Schad. Privaten Gönnern, Stiftern, der Unterstützung durch den Bayerischen Kulturfonds und den nicht-staatlichen Museen in Bayern ist es zu verdanken, dass das Erdgeschoss museumstauglich hergerichtet werden kann. 20 Ausstellungen gab es in den letzten zehn Jahren.

Udo Breitenbach entwarf eine Dauerausstellung zum Leben Kirchners, die zwischen den Themenschauen zu sehen ist: Mit Audios, Taststationen für Sehbehinderte und Multimedia-Angeboten. Mit Schulen steht das KirchnerHAUS in engem Kontakt und hat ein breites pädagogisches Angebot erarbeitet. Im kommenden Frühjahr sollen Zeichnungen von Aschaffenburger Kindern ausgestellt werden.

Stringent und zielorientiert

Stringent, zielorientiert, ein Mensch, der weiß was er will – so beschreiben Mitstreiter des KirchnerHAUS-Vereins Brigitte Schad. So ist es ihr auch gelungen über den gesamten deutschsprachigen Raum ein Kirchner-Netzwerk zu spannen. Ihre Nachfolgerin, die neue Kuratorin Julia Hasenstab, betont: „Das war damals für niemanden absehbar, in was für einer schnellen Zeit sich dieses KirchnerHAUS Museum als eigener Ausstellungsort für wahnsinnig qualitätsvolle Ausstellungen etablieren wird!“

Ernst Ludwig Kirchner „to go“

„Wir sehen an unserem Gästebuch, dass die Erwachsenen von weit her, gezielt ins KirchnerHAUS kommen, um sich unsere Ausstellungen anzusehen. Besucher aus München etwa machen hier Station, fahren dann weiter, freuen sich, dass sie quasi im Durchfahren unsere Ausstellung besuchen können. Das ist ein Vorteil unseres Standortes“, freut sich Brigitte Schad. Die kreative Arbeit als Kuratorin wird sie vermissen. Die Leitung des KirchnerHAUSes behält sie aber bei.

Im Video:
Brigitte Schad, Leiterin des Kirchnerhaus-Museums

Bildrechte: BR – Frankenschau aktuell vom 03.12.2024, von Katrin Küx

KirchnerHAUS MUSEUM
Aschaffenburg

Museum

08.03 – 01.06.2025
ALLES IM RAHMEN
Der Blick auf die eigene Sammlung

5,00 EUR | 3,00 EUR ermäßigt

Kinder bis 15 Jahren und Mitglieder des
KirchnerHAUS Aschaffenburg e.V. haben freien Eintritt

Montag: Geschlossen
Dienstag – Samstag: 14:00 – 17:00
Sonntag: 11:00 – 17:00

März262025
Sonderführung
von: 18:00 - 19:30
KirchnerHAUS Museum

Sonderführung durch die Kuratorin der Ausstellung Julia Hasenstab, (nur mit Voranmeldung) Ticket pro Person: 7,00 EUR, zzgl. Eintritt (über 15 Jahre)

Apr.172025
After-Work-Führung
von: 17:00 - 18:00
KirchnerHAUS Museum

After-Work-Führung  durch die Ausstellung „ALLES IM RAHMEN – Der Blick auf die eigene Sammlung“. Ticket pro Person: 5,00 EUR, zzgl. Eintritt

Apr.262025
Familienführung
von: 15:00 - 16:00
KirchnerHAUS Museum

Familienführung durch die Ausstellung „ALLES IM RAHMEN – Der Blick auf die eigene Sammlung“ (geeignet für Familien mit Kindern zwischen ca. 5 und 12 Jahren).
Ticket pro Person: 5,00 EUR, zzgl.Eintritt (über 15 Jahre)
Familienticket: 12,00 EUR, zzgl. Eintritt (über 15 Jahre)

Mai112025
Öffentliche Führung
von: 14:30 - 15:45
KirchnerHAUS Museum

Öffentliche Führung durch die Ausstellung „ALLES IM RAHMEN – Der Blick auf die eigene Sammlung“.
Preis 5,00 EUR zzgl. Eintritt.

März302025
Kunst-Kaffee-Kommunikation
von: 14:30 - 17:30
KirchnerHAUS Museum

Im Anschluss an eine Überblicksführung durch die aktuelle Ausstellung „ALLES IM RAHMEN
Der Blick auf die eigene Sammlung“ laden wir Sie bei Kaffee und Kuchen im Café „Ludwig 17“ zu einem Austausch zu wechselnden Schwerpunktthemen ein.

Thema dieser Veranstaltung:

Ernst Ludwig Kirchner:
Die Wiederentdeckung von Künstler und Werk in Aschaffenburg nach 1945

mit Dr. Brigitte Schad, Zeitzeugin und Museumsleiterin  (Moderation Silvia Wolf-Möhn)

Wir begeben uns in dieser Veranstaltung auf Spurensuche, um herauszufinden, auf welche Weise der im Nationalsozialismus als „entartet“ gebrandmarkte Ernst Ludwig Kirchner  in seiner Geburtsstadt Aschaffenburg nach dem Zweiten Weltkrieg wiederentdeckt wurde.  Das begann bereits 1948 mit einer Ausstellung in der Luitpoldschule, die Christian Schad  maßgeblich mitinitiierte. Auch in der spannenden Geschichte der Aufteilung des künstlerischen Nachlasses von Kirchner spielte Aschaffenburg eine Rolle.

Ticket: 15,00 EUR, zzgl. Eintritt (inkl. Führung, Heißgetränk und Kuchen) Um Anmeldung wird gebeten!

Apr.92025
Vortrag
von: 18:30 - 20:00
„Ludwig 17“ in der Ludwigstraße 17, Aschaffenburg

Herkunft und Besitz.
Erläuterungen zur Provenienzforschung an Museen

Vortrag: Dr. Marlen Topp, Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

Die Erforschung der Sammlungs- und Objektgeschichte ist Grundlagejeder Museumsarbeit. Doch wie ist dabei vorzugehen? Wie werden mögliche Entzugskontexte festgestellt und wie geht man damit um? Der Vortrag soll Einblicke in die NS-Forschung und den Umgang mit belasteten Museumsbeständen geben. Am Beispiel von Ernst Ludwig Kirchner wird auf die Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst“ eingegangen.

Der Eintritt ist frei

Mai72025
Vortrag
von: 18:30 - 20:00
„Ludwig 17“ in der Ludwigstraße 17, Aschaffenburg

Vom Katalogtext zum Kunstbekenntnis:
Ernst Ludwig Kirchners Anfänge als Autor

Vortrag: Sandra Oppmann, M.A., Kunsthistorikerin

Unscheinbar kommt er daher, der Ausstellungskatalog Ludwig Schames, Bilder von E.L. Kirchner, Frankfurt am Main 1919. Der Inhalt jedoch: aufschlussreich. Denn vier Textbeiträge stammen von Kirchner selbst. Dieser Vortrag versteht sich als Spurensuche: Was verbindet die Katalogtexte mit seinem ebenfalls 1919 veröffentlichten Glaubensbekenntnis eines Malers? Handelt es sich bei seinen ersten schriftlichen Versuchen um einen Nebenschauplatz in Kirchners Schaffen oder verfolgte er einen größeren Plan? Und überhaupt: Was verstand Kirchner unter Kunst?

Der Eintritt ist frei.

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