Die Aschaffenburger Kulturliga

Am 24. Februar 1948 wurde die Arbeitsgemeinschaft Aschaffenburg der Kulturliga München im »Hopfengarten« gegründet. Dort steht heute die Stadthalle.

Vorstand

  • Prof. Dr. Oskar Schürer (1892-1949), Kunsthistoriker, Darmstadt/Aschaffenburg,
  • Hannes Neuner (1906-1978), Bauhausschüler, Staatl. Schule für Kunst und Handwerk, Saarbrücken. Er und seine Frau Eve Neuner Kayser stellen in der Ausstellung Aschaffenburger Künstler im März 1948 aus.
  • Heiner Ruths (1920-1986), Kleiderfabrikant. Der Neue Kunstverein geht auf seine Initiative zurück, in Erlenbach plante er 1961 zus. mit Leo Hefner ein Corbusier-Museum mit Eckiger Schnecke. Mitbegründer der Galerie 59.
  • Christian Schad (1894-1982), Kunstmaler

Weitere Mitglieder

  • Dr. Josef Dessauer, Rechtsanwalt, Dr. Wilhelm Engelhard, Verleger,
  • Otto Gentil, Bildhauer, Alfons Goppel, Rechtsrat (später bayer. Ministerpräsident),
  • Dr. Fritz Koch, Gerichtspräsident (später bayer. Finanzminister),
  • Dr. Hans Schad, Zahnarzt.

Die meisten Mitglieder der Kulturliga lehrten an der im März 1947 gegründeten VHS. Christian Schad begann erst im Sommersemester 1951 als VHS-Lehrer. In der Gründungsversammlung zu beschließende Punkte waren u. a.:

Ausstellung Kirchner, Nachlass Kirchner

Ziele
Die Kulturliga will »durch die Schaffung und Förderung vorbildlicher künstlerischer Leistungen an der Lösung der deutschen kulturellen Probleme« mitarbeiten. Nach Dr. Dessauer sollen die Aufgaben der Liga in einer Zusammenfassung »aller geistig Interessierten ohne Rücksicht auf Alter, weltanschauliche Herkunft oder politische Einstellung gelöst werden«. Jedes Mitglied müsse sich »der Pflege einer echten und wahrhaften Kunst unterordnen«.

Prof. Dr. Oskar Schürer schreibt später im Faltblatt zur Kirchner-Ausstellung, die Liga wolle »in die harten Mühen des Alltags einen Strahl von Besinnung, Freude und Selbstverstehen lenken« und das Reich der Kunst denen erschließen, »die offenen Herzens sind«. Auch will die Kulturliga Musik und Bildende Kunst in der Stadt neu beleben. Sie bietet der Stadt die Zusammenarbeit an, will bei Stadtratsitzungen mit kulturellem Bezug Sachverständige aus ihren Reihen beistellen. Das aber lehnt Rechtsrat Alfons Goppel ab.

Die Kulturliga macht aufmerksam auf eine Ausstellung von Kirchner-Grafik in Frankfurt und möchte diese nach Aschaffenburg holen (Brief an den Oberbürgermeister vom 28. 2. 1948). Christian Schad gehört zu den Unterzeichnern.

Aus dem ME-Bericht vom 27. Februar 1948
…Weiterhin soll ein Vortragszyklus über »Das Weltbild des 20. Jahrhunderts« veranstaltet werden. Vorführungen von neuen englischen, französischen, italienischen und russischen Filmen sollen die Bevölkerung mit dem modernen Filmschaffen, musikalische Darbietungen mit der neuen Musik vertraut machen. Außerhalb der Aschaffenburger Altstadt soll einem neuzeitlichen Baustil die Möglichkeit zur freien Entfaltung gegeben werden. Die Liga, die in Form eines englischen Klubs an die Öffentlichkeit treten will, möchte ihre Ausstellungs- und Klubräume im Dalbergschen Haus in der Stiftsgasse zusammen mit dem Besitzer einrichten.

Die Aschaffenburger Kulturliga veranstaltet im Frühjahr 1948 noch einige Konzerte. Danach wird nichts mehr von ihr vernommen.

Kulturbund der DDR
Die Kulturliga München war ein Ableger des Deutschen Kulturbunds, 1945 gegründet in Berlin Ost durch Johannes R. Becher, später Kulturminister der DDR, Dichter der Nationalhymne der DDR. Mitglieder im Deutschen Kulturbund der DDR waren auch die Maler Karl Hofer und Max Pechstein. Ehrenvorsitzender war Gerhard Hauptmann. (Wikipedia)


Quellen zum Deutschen Kulturbund: Wikipedia und Andreas Zimmer, Der Kulturbund in der SBZ und in der BRD: Eine ostdeutsche Kulturvereinigung im Wandel der Zeit zwischen 1945 und 1990, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2019.