Christian Schad und Ernst Ludwig Kirchner

Der Kunstmaler Christian Schad kam 1942 wegen eines Porträtauftrags nach Aschaffenburg. Er blieb in der Stadt, da sein Atelier in Berlin im selben Jahr durch Bomben zerstört worden war. In dieser Zeit erhielt er von Oberbürgermeister Wilhelm Wohlgemuth den offiziellen Auftrag, eine Kopie der Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald anzufertigen. 1962 zog er nach Keilberg, wo er für sich und seine Frau Bettina ein Haus mit Atelier gebaut hatte.

Wenngleich Christian Schad zeitweise in der Schweiz und in Berlin gelebt hatte, sind sich die beiden Maler nie begegnet. Schad kannte die Bedeutung Kirchners und schätzte seine Kunst, obwohl er selbst ganz anders malte.

Mit seiner Berufung in die Arbeitsgemeinschaft Aschaffenburg der Münchner Kulturliga war er von Anfang an mit dem Projekt einer Kirchner-Ausstellung in Aschaffenburg befasst. Ob er die Originale in die von der Stadt zur Verfügung gestellten Wechselrahmen eingesetzt hatte, ist nicht belegt wohl aber, dass er für deren Abhängung und Verwahrung im Tresor der Städtischen Sparkasse gesorgt
hatte.

Christian Schad verdanken wir eine Beschreibung der meisten der ausgestellten Kirchner-Grafiken in der Main-Echo-Ausgabe vom 9. März. Er vergisst auch nicht, die Technik zu benennen, in der jedes Blatt entstanden ist. Seine Anerkennung von Kirchners Schaffen wird in seinen Worten mehrfach deutlich.

Diese kleine Ausstellung in der Luitpoldschule und ihre Würdigung in der Presse durch Christian Schad ist die erste öffentliche Anerkennung Ernst Ludwig Kirchners in seiner Geburtsstadt. Im selben Jahr (zehn Jahre nach Kirchners Tod) würdigte Franz Schaub im »Main-Echo« das Lebenswerk des Künstlers. 1952 führte Anton Bruder im Rahmen einer organisierten VHS-Reise Aschaffenburger Bürger durch die erste große Kirchner-Ausstellung in Mannheim, und sein Kollege Gunter Ullrich wies immer wieder auf die Bedeutung von Ernst Ludwig Kirchner hin.